Der deutsche Immobilienmarkt erfährt derzeit eine starke Verschiebung hin zur energetischen Effizienz von Wohngebäuden. Die steigenden Energiepreise und die bevorstehende Umsetzung von EU-Gesetzen zu Mindeststandards für die Energieeffizienz von Wohngebäuden rücken diese Thematik in den Vordergrund. Es wird erwartet, dass ab dem Jahr 2033 alle Gebäude mindestens die Energieeffizienzklasse D erreichen müssen. Dies hat Auswirkungen auf potenzielle Immobilieninvestoren und Käufer. Wir werfen einen Blick auf die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Postbank Wohnatlas 2023 und einer Analyse von ImmoScout24.
Der Postbank Wohnatlas 2023: Regionale Preisunterschiede bei Energieeffizienz
Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) hat im Postbank Wohnatlas 2023 die Immobilienangebote in den 400 Landkreisen und kreisfreien Städten Deutschlands hinsichtlich ihrer Energieeffizienz analysiert. Dabei sind einige wichtige Punkte hervorgekommen:
- In etwa jeder dritten 2022 angebotenen Eigentumswohnung besteht laut einem Richtlinienentwurf keine Sanierungspflicht bis 2033. Allerdings zahlen Käufer zumeist einen Aufpreis für diesen energetisch effizienten Wohnraum.
- Der Anteil der angebotenen Eigentumswohnungen mit einer künftigen Sanierungsverpflichtung (Energieeffizienzklasse zwischen E und H) ist in Deutschland nicht gleich verteilt. In 72 Regionen sind drei von vier angebotenen Wohnungen bis 2033 von der Sanierungspflicht betroffen.
- In 51 Regionen ist der Anteil an Eigentumswohnungen mit nicht sanierungspflichtigen Effizienzklassen am Angebot dagegen hoch. Hier haben zwischen 40 und 50 Prozent der angebotenen Eigentumswohnungen einen relativ hohen energetischen Standard.
- In einigen Mittelstädten und Landkreisen liegt der Anteil an nicht sanierungsbedürftigen Wohnungen noch höher. Bayern und ostdeutsche Bundesländer führen hierbei.
- In den Großstädten Rostock, Erlangen, und Erfurt sind hohe Anteile an energetisch effizienten Wohnungen zu finden.
- Die größten Preisaufschläge für energetisch effiziente Wohnungen in den sieben größten Metropolen gibt es in Frankfurt am Main und Hamburg.
Die Sanierungslandschaft in Deutschland laut ImmoScout24
ImmoScout24 hat ebenfalls wichtige Erkenntnisse geliefert:
- 42 Prozent der auf der Plattform angebotenen Immobilien haben eine Energieeffizienzklasse schlechter als D.
- Die Anzahl der energetischen Sanierungen von Immobilien ist seit 2019 zurückgegangen. Dies wird auf verschiedene Faktoren wie unklare Förderungs- und Gesetzeslagen, die Baubranche, hohe Materialpreise und gestiegene Zinsen zurückgeführt.
- Der Großteil der sanierten Immobilien erreicht nach der Sanierung die mittlere Energieeffizienzklasse D.
Die bevorstehende Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) sowie die steigenden Energiepreise stellen Immobilieninvestoren vor neue Herausforderungen und Chancen. Energieeffizienz wird zunehmend zu einem entscheidenden Faktor bei Immobilienkäufen und -investitionen. Es ist wichtig, alle Aspekte, einschließlich der Energieeffizienzklasse, bei der Auswahl von Immobilien zu berücksichtigen. Experten empfehlen die Zusammenarbeit mit Sachverständigen und Gutachtern, um die langfristigen Kosten und den Wert der Immobilie zu bewerten. Die Entwicklung der Energieeffizienz im Immobiliensektor wird in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle spielen und die Investitionsentscheidungen maßgeblich beeinflussen.